Du wachst mit Fieber auf, gehst zur Apotheke – doch das Antibiotikum ist ausverkauft. Dein Kind braucht Fiebersaft, aber seit Wochen ist er nicht lieferbar. Oder du bist Diabetiker und hörst in den Nachrichten von Lieferproblemen bei Insulin. Was tun, wenn lebenswichtige Medikamente plötzlich nicht mehr da sind?

Die Wahrheit ist: Medikamentenengpässe sind längst keine Ausnahme mehr – sie gehören zur Realität. Ob durch unterbrochene Lieferketten, Produktionsprobleme, globale Krisen oder politische Konflikte – unsere medizinische Versorgung ist verletzlicher, als viele denken. Auch wirtschaftliche Abhängigkeiten von wenigen Herstellern oder Ländern tragen dazu bei, dass die Arzneimittelversorgung nicht stabil ist.

Warum es uns alle betrifft

Es braucht keinen Krieg, keine Naturkatastrophe, keinen Blackout – schon kleinere Störungen in der Lieferkette können ausreichen, damit bestimmte Medikamente nicht mehr in den Regalen stehen. Und dann? Dann trifft es die Schwächsten zuerst: Kinder, chronisch Kranke, Menschen mit seltenen Erkrankungen.

Dabei geht es nicht nur um spezielle Arzneimittel. Auch Schmerzmittel, Blutdrucksenker, Schilddrüsenpräparate oder einfache Fiebersäfte sind immer wieder betroffen. Was heute selbstverständlich scheint, kann morgen knapp werden – und im Ernstfall Leben kosten. Besonders in Pflegeheimen oder bei alleinstehenden älteren Menschen können Lieferengpässe schnell lebensbedrohlich werden.

Ein aktuelles Beispiel aus dem Jahr 2024: Laut einem Bericht von familie.de (2024) kam es nicht nur zu Engpässen bei Asthma-Medikamenten für Kinder, sondern sogar bei einfacher Kochsalzlösung. Eltern standen ratlos vor leeren Regalen, während die Nachfrage stieg und Apotheken auf Alternativen ausweichen mussten. Selbst einfache Maßnahmen wie Inhalationen wurden erschwert.

Bereits 2023 meldete das Robert-Bosch-Krankenhaus (RBK), dass Lieferengpässe immer häufiger werden und teilweise mehrere Monate andauern. In einem Interview mit dem SWR erklärte die Krankenhausapotheke, dass selbst Standardmedikamente betroffen seien – von Schmerzmitteln bis zu Antibiotika. Ärztinnen und Ärzte sehen sich gezwungen, häufige Umstellungen vorzunehmen – oft mit unklarer Wirkung oder erhöhtem Risiko für Nebenwirkungen.

Auch die Pharmazeutische Zeitung berichtete 2025 über die anhaltenden Engpässe und bezog sich dabei auf Entwicklungen aus dem Jahr 2024. Schon damals hieß es: „Wenn ein Medikament knapp ist, ist der Mangel von Dauer.“ Eine Rückkehr zur gewohnten Versorgungslage scheint aktuell nicht in Sicht.

Was du jetzt tun kannst

Niemand soll hamstern – aber vorsorgen ist klug. Wer regelmäßig Medikamente benötigt, sollte:

  • Rechtzeitig Rezepte einlösen und keine Vorräte bis zum letzten Tag aufbrauchen
  • Mit der Arztpraxis klären, ob ein Vorrat für einige Wochen angelegt werden kann
  • Generika oder Alternativen kennen, die ggf. ersetzt werden können
  • Beipackzettel und Packungsbeilagen gut aufbewahren – für den Fall, dass man im Notfall umsteigen muss
  • Medikamente richtig lagern (kühl, trocken, kindersicher)

Für Familien: Auch Basismedikamente wie Schmerz- und Fiebersäfte, Elektrolytlösungen, Desinfektionsmittel oder Wundsalben gehören in die Hausapotheke – und sollten regelmäßig kontrolliert und ergänzt werden. Eltern sollten insbesondere bei kleinen Kindern auf die richtige Dosierung achten und sich frühzeitig beraten lassen.

Auch ein Gespräch mit der Hausärztin oder dem Hausarzt kann hilfreich sein, um gemeinsam eine individuelle Vorsorgestrategie zu entwickeln – insbesondere bei chronischen Erkrankungen oder besonderem Versorgungsbedarf.

Vorsicht, Eigenmedikation!

Wenn Medikamente fehlen, ist die Versuchung groß, im Internet zu bestellen oder alte Restbestände zu verwenden. Doch Vorsicht: Viele Online-Anbieter sind unseriös – gefälschte oder falsch gelagerte Medikamente sind lebensgefährlich. Auch Selbstmedikation ohne ärztliche Rücksprache birgt Risiken. Die Einnahme abgelaufener Präparate oder falsch dosierter Mittel kann schwere gesundheitliche Folgen haben.

Verlasse dich niemals auf ungesicherte Quellen oder Empfehlungen aus Internetforen. Bei Unsicherheit: immer eine Apotheke oder ärztliche Stelle konsultieren.

Eine Frage der Gerechtigkeit

Wenn bestimmte Menschen sich Vorräte anlegen – was passiert mit denen, die es sich nicht leisten können? Oder nicht wissen, wie? Krisenvorsorge heißt auch: anderen helfen, teilen, und fair bleiben. Gleichzeitig sollte niemand darauf vertrauen, dass „es schon irgendwie reichen wird“. Gute Vorbereitung ist keine Panik – sie ist Verantwortung.

In Familien, Nachbarschaften oder Gemeinschaften kann die gemeinsame Planung und gegenseitige Unterstützung helfen, Versorgungslücken abzufangen. Auch einfache Maßnahmen wie das Teilen von Informationen oder das gemeinsame Bestellen bei einer Apotheke können wertvoll sein.

Fazit: Medikamente sichern Leben – aber nicht, wenn sie fehlen

Die Versorgung mit Arzneimitteln ist keine Selbstverständlichkeit mehr. Wer heute vorsorgt, schützt sich, seine Familie – und entlastet im Ernstfall auch das Gesundheitssystem. Sprich mit deinem Arzt, prüfe deine Vorräte und informiere dich regelmäßig. Beobachte Nachrichten zu Engpässen und frage bei Apotheken frühzeitig nach Alternativen.

Denn wer vorbereitet ist, bleibt handlungsfähig – auch wenn andere es nicht mehr sind. Und das kann im Zweifel Leben retten – vielleicht sogar deins.

https://www.familie.de/kleinkind/lieferengpass-bei-medikamenten-fuer-kinder-was-eltern-wissen-sollten–01JAWTYWCQZ3TMTRA7CNXJWFHP

https://www.pharmazeutische-zeitung.de/wenn-ein-medikament-knapp-ist-ist-der-mangel-von-dauer-156001

https://www.swr.de/swraktuell/baden-wuerttemberg/medikamente-engpass-knappheit-robert-bosch-krankenhaus-lieferkette-apotheke-generika-100.html


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